Hanns-Josef Ortheil:
Was ich liebe – und was nicht
Anlass: Ich durfte es mir vom Luchterhand Literaturverlag wünschen und habe mich sehr gefreut!
Inhalt: Es ist ein Buch über Lebenskunst – oder die Kunst, sein Leben zu führen. Kurze Nachdenklichkeiten über das Leben bestimmen die Kapitel – er erzählt uns- programmatisch zum Titel – in Listen und kurzen Geschichten, was sein Leben ausmacht. Über Reisen, Bücher, Essen, Trinken, Veranstaltungen, Religion, Häuser und Zuhause – und über seine Familie und seine Liebe(n). Wir können teilhaben an seiner Musikliebe (er ist ausgebildeter Pianist), seiner Liebe zur Fotografie, seinem Wunsch, nicht telefonieren zu müssen und der Lust am Briefe schreiben. Wir begleiten ihn auf Lesungen, Zugreisen, bei Begegnungen mit (un)geliebten Menschen und seinen Lesern.
Ich hatte bei der Lektüre das Bedürfnis nach geschöpftem Papier mit Monogramm und einem Glas Champagner. Ein Buch, das so etwas mit dem Hirn anstellt, ist schlicht empfehlenswert! Philosophie, Genuss, Ruhe, Gelassenheit und dazu ein, zwei Gläser Rheinwein – mit ein wenig Misanthropie.
Meinung: Man hat das Gefühl, man sitzt einem guten Freund gegenüber, der locker-leicht und ein wenig süffisant den Leser teilhaben lässt an Genuss, Kultur und (Schaden)freude. Es tut auf eine seltsame Weise gut beim Lesen – ist aber nichts zum weglesen, sondern hat etwas meditativ-nachdenkliches. Aber Achtung! Es weckt den Wunsch nach einem Leben jenseits des 9-to-5 Jobs und ein wenig Exzentrität… ;-). Ein schönes, langsames Buch, dem ich viele Leser wünsche – ideal vor dem Kamin lesbar.
Für wen: Jeden, der ein paar Tage frei hat und über sich und sein Leben vergleichend nachdenken möchte. Und Ehrlichkeit bis zur Exzentrität verträgt.