
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger/ Gunna Wendt
Unsere gefährdete Demokratie. Wie wir mit Hass und Hetze gegen Politiker und Journalisten umgehen
Dieser Tage ist es schwer geworden, jorunalistisch zu arbeiten oder in der Politik tätig zu sein: 79% aller Politiker auf jeder Ebene – vom Dorfbürgermeister über Landräte, Abgeordnete bis hin zu Bundesministern wurden schon Opfer von Bedrohung, Beleidigung und Hass im Internet oder direkt vor Ort in ihren Wohn- oder Arbeitsumgebungen.
Das führt dazu, dass viele nicht mehr kandidieren, ihre Ämter aufgeben – und damit Platz wird für Vertreter extremer politischer Parteien. Von solchen ganz persönlichen Geschichten, von Angst, Wut, Strafverfolgung, Kommunikation mit Polizei und Staatsanwaltschaft erzählt Unsere gefährdete Demokratie. Es sind Protokolle von Hilflosigkeit, Anzeigeerstattung, Überraschung, wenn einen eine Welle aus Hass im Netz traf – und auch solche von Widerstand, von einer Jetzt erst recht und Die vertreiben mich nicht – Haltung.
Politiker und Journalisten jeder Ebene und verschiedenen Generationen kommen zu Wort, von Oberbürgermeistern zu Landtagsabgeordneten, von Ministern zu frisch ausstudierten JournalistInnen – und jede Erzählung ist erschütternd, ähnlich und doch anders.
In mir ist Empörung gewachsen und der Wunsch, etwas zu tun. Umso besser finde ich es, wenn es Wellen von Solidarität gibt, wenn Anlaufstellen für Betroffene (wie hier im Anhang) leicht zugänglich sind, wenn wir als Lesenden gesagt bekommen, was wir tun können. Kommentare melden, positiv dagegen sprechen, Unterstützung zeigen, freundlich sein – es fühlt sich wenig an, kann aber an schwierigen Tagen die Welt bedeuten. Beschützen wir unsere Demokratie und die, die sie zu einer machen, häufig als freie Mitarbeiter oder im Ehrenamt, wie alle, die in kleinen Gemeinden BürgermeisterIn sind oder im Kreistag sitzen.