Diane Ackermann:
Die Frau des Zoodirektors
Anlass: Ich habe mich im Lesejahr 2016 viel mit Geschichte beschäftigt und bin so auch auf diese Biografie gekommen. Die Hauptfiguren Jan und Antonia Zabinski, hat es als Zoodirektor von Warschau und seine Frau tatsächlich gegeben, Das Buch speist sich aus ihren veröffentlichten Tagebüchern, Fotos aus dem jüdischen Museum Warschau und ihren autobiographisch geprägten Kinderbüchern.
Inhalt: Jan und Antonia leiten den Zoo in Warschau, als die Deutschen 1939 kommen. Ihnen werden die heißgeliebten Wildtiere genommen, weil die Nazis Rückzüchtungen zu Urtieren vornehmen möchten und ihre Tiere viel altes Genmaterial in sich tragen. Die leeren Häuser werden zunächst mit einer Schweinezucht gefüllt, mit Nutzbeeten und anderem, das wichtig ist zur Versorgung der Truppen. Dahinter spielt sich aber ganz anderes ab – beide sind Mitglieder des polnischen Widerstandes, schmuggeln Freunde und andere aus dem Warschauer Ghetto, verhelfen zu neuen Identitäten, versorgen die Juden mit Essen und Nachrichten, riskieren häufig ihr Leben und versuchen ihren Kindern zu vermitteln, dass es zwei Welten gibt: die im Haus und die außen – und beide in Gefahr sind, sollten die Kinder einmal äußern, wen sie bei sich gesehen haben. Was zu einer seltsam verwirrten und ängstlichen Kindheit führt, auch wenn die Freundschaften mit den Tieren und den „Besuchern“ sicher helfen. Und die kleinen Heldengeschichten – von den Pfadfindern, die Anti-Hitler Parolen nachts an Häuser pinseln, den Mädchen, die geheime Nachrichten überbringen, den Sekretärinnen, die nebenbei Meldebescheinigungen fälschen – so so viele, deren Namen in diesem Buch gedacht wird.
Die Sprache ist relativ nüchtern und unaufgeregt, was das Berichtete teilweise noch schlimmer macht. Wenn erzählt wurde, wie Asche aus dem Ghetto aufsteigt, während auf der anderen Seite Kinder spielen, musste ich das Buch weglegen und in der Gala blättern.
Meinung: Nichts für Weichpföter. Bei den Szenen aus dem Waisenhaus musste ich die Tränen mühsam verbeißen – ich saß gerade in der Tram und wollte nicht, dass Fremde fragen, ob alles ok ist. Danach habe ich es etappenweise zuhause gelesen, so viel Leid und Tapferkeit braucht Pausen. Neben den geschilderten Grausamkeiten, den Sabotageakten und den Rettungsgeschichten, ist es auch eine Mann-Frau-Familiengeschichte. Oft wurde Antonia von ihrem mann als weibisch-schwach tituliert und der kleine Sohn stimmt zu, dass Frauen dies und jenes nicht verstehen. Dass sie da nicht aufbegehrt, wo sie sonst so mutig, stark und ruhig bleibt bei weit größeren Gefahren, habe ich nicht verstanden und der Zeit zugeschrieben.
Für wen: Fans lebendiger Geschichte.