Daniel Mason:
Der Wintersoldat
Im ersten Weltkrieg wurden fortgeschrittene Medizinstudenten im kuk Österreich-Ungarn als Frontärzte gebraucht und landeten unwissend und überfordert in den Frontlazaretten. In Der Wintersoldat wird fiktional die Geschichte von einem von ihnen erzählt: Lucius, dem genauen Beobachter, der eher Wissenschaftler ist als Arzt. Er kommt verfroren und dank eines Unfalls mit gebrochener Hand in einer Kirche im Nirgendwo an und trifft Krankenschwester und Nonne Margarete, die ihm Grundlagen beibringt: Hände waschen, desinfizieren mit Schnaps, wie amputiert man, wie verbindet man Wunden und näht Wundränder.
Und sie steht ihm zur Seite, als er die ersten Patienten mit Kriegsneurose aufnimmt, dieser völlig neuen Krankheit ohne Heilmittel. Wie geht man ohne psychologische oder psychatrische Kenntnisse mit Männern um, die völlig katatonisch daliegen, schreien oder nichts essen können, weil alles ihrer Meinung nach nach Verwesung schmeckt?
Und wie soll man “heimkehren und sich normal verhalten”, wenn man all das gesehen hat?
Mir hat dieses Buch den Schrecken des Krieges näher gebracht als jeder Dokumentarfilm, jeder tagesschau Bericht. Und wer etwas über Medizin des beginnenden 20.Jahrhunderts und ihr zum Teil erschreckendes Unwissen erfahren will, ist hier auch richtig.
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