Christina Dalcher:
Vox
Anlass: Ich musste es einfach lesen, nachdem ich in der Verlagsvorschau die Zusammenfassung gesehen hatte.
Inhalt: Ein nicht allzu fernes Amerika. Ein Präsident, der ein ehemaliger Prediger ist und besessen von Reinheit( was für ihn gleichbedeutend ist mit normativer Heterosexualität, nur in der Ehe gelebt und absoluter Herrschaft des Mannes), wurde gewählt nach vielen Protestmärschen, die hauptsächlich von Frauen ausgingen. Er führt neue Unterrichtsfächer ein, die Sonderpunkte fürs College bringen und deshalb eifrig belegt werden und sich um die Überordnung des Mannes gegenüber der Frau drehen(mit passenden Bibelzitaten).
Dann werden für Frauen die Reisepässe nicht verlängert, Mädchen bekommen erst gar keine. Frauen verlieren ihre Jobs und werden aus dem sozialen Leben gedrängt. nur Männern wird noch Post ausgehändigt, Konten von Frauen aufgelöst und ihr Geld zum Mann transferiert. Und dann werden sie mundtot gemacht – an dem Handgelenk jeder Frau wird ein Armband angebracht, das ihre Worte zählt – bei 100 am Tag ist Schluss, bei Überschreitung folgen Stromstöße, die immer stärker werden, je mehr sie trotzdem spricht. Homosexuelle werden in Lager gebracht, genauso wie Ehebrecher, Jugendliche, die vorehelichen Sex haben und alle, die gegen das Prinzip der Reinheit verstoßen.
Dann wird Dr Jean McClellan geholt, um eine Medizin zu entwickeln gegen Sprachstörungen durch eine Hirnschädigung – und sieht eine Chance, ihre Stimme zu erheben und ihr Gehirn gegen das System einzusetzen mit dramatischen Folgen.
Meinung: Selten hat mich ein Buch so nachhaltig beeindruckt. Ich saß da, war sprachlos, den Tränen nah und habe meinem Mann langsam und stockend erklärt, worum es in dem Buch geht. Er war entsetzt, genauso wie ich. Ich ringe mit mir, wie ich euch verdeutlichen kann, dass ihr dieses Buch lesen müsst. Denn es ist mehr als eine Dystopie – es ist eine vehemente Aufforderung hinzusehen, was auf der Welt geschieht, sich politisch zuäußern und zu positionieren und das laut und deutlich. Lächelt nicht verschämt oder wütend, wenn jemand euch vorwirft, hysterisch zu sei, weil ihr eure Sache verteidigt. Widersprecht bei Hetze, Hass und Unrecht- auch bei den Anfängen. Danke.
„Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“ Edmund Burke
Für wen: Pflichtlektüre.
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