Lilian Loke:
Auster und Klinge
Anlass: Der C.H.Beck Verlag suchte für diesen Titel interessierte Rezensenten und mich hat die Diskrepanz zwischen lieblich-pinkem Cover und der angedeuteten bösartigen Komik im Klappentext angesprochen.
Inhalt: Victor ist Einbrecher, der frisch aus dem Knast entlassen, versucht an ein bürgerliches Leben anzuknüpfen, an dem er nicht nur aus Gründen der Scheinidentität hängt. Vor dreizehn Monaten war er nicht nur verheiratet, Vater und hatte eine plausible Erklärung für nächtliche Abwesenheiten als Kellner in Nobelrestaurants, er hatte auch mehr Geld als er für glamouröse Hochzeitsfeiern und den Traum vom eigenen Restaurant ausgeben konnte. Nun ist seine Frau tief enttäuscht, wo all das Geld herkam, seine vierjährige Tochter denkt, er war in Madagaskar und Schwiegervater möchte ihn nicht mehr ins Haus lassen. In dieser desaströsen Lage – Wunsch nach Wiedereingliederung, planlos und die kriminellen Kontakte nur einen Anruf entfernt – trifft er Georg. Der ist mehr oder minder gescheiterter ehemaliger Künstler mit einem starken Hang zu Aktionismus, Kontakten in die Kunstszene und immer dem Ruf nach mehr Gerechtigkeit für Tierhaltung, Menschenrechte für Arbeitnehmer überall auf der Welt und auf der Suche nach Sinn und Sichtbarkeit in unserer gedankenlosen Konsumwelt. Nebenbei hat er auch mehr Geld, als er je ausgeben kann – denn Überraschung, der Tierrechtsaktivist ist unwilliger Miterbe einer Schlachterdynastie. Dieses Duo infernale wider Willen stellt nun Mitteldeutschland auf den Kopf und die geneigte Leserin sieht verblüfft und erstaunt zu.
Meinung: Never judge a book by it’s cover hat mich wohl selten so hart wie hier von seinem Wahrheitsgehalt überzeugt. So viel böser Witz, so viel Lachen im Hals, so viel „das geht doch so nicht, er kann doch nicht“ hatte ich selten. Und ja, nach dieser Lektüre werde ich noch mehr als zuvor auf die Herkunft von Lebensmitteln, Kleidung etc schauen. Danke für diesen harten Nackenschlag!
Für wen: Kunstkenner, Genießer, Angetriebene, Einbruchs-Nachdenker(ich wurde auf diesem Gebiet auch schlauer hierdurch), Konsumkritiker.