Anna Moretti:
Effi liest
Im Jahr 1894 wird Effi(Elena Sophie von Burow) aus ihrem Pensionat geworfen, weil sie schlechter Einfluss ist. Sie hatte nämlich ein am Strand liegendes Buch in der Hand, in dem es unter anderem um Berührungen ging, als eine Lehrerin sie traf. Das die Ärmste nicht einmal die Chance hatte, sich ernsthaft gedanklich zu verderben mangels Lesezeit, ist dabei völlig egal. Der Schaden ist angerichtet und laut Direktorin sie nun quasi verdorben.
Auf dem Weg zurück nach Berlin zu ihrem Vater, lernt sie trotz strenger Bewachung durch ihre nun ehemalige Lehrerin, den jungen Arzt Max von Waldau kennen. Der weckt in ihr den Wunsch nach höherer Bildung und vor allem nach Aufklärung, was sie denn wirklich erwarten würde im Falle einer Ehe. Als sie das ihrem Vater erzählt, denkt dieser an Haushaltsführung, Blumen binden und Bälle – und engagiert eine altjüngferliche Tante.
Effi ist also noch frustrierter als zu Pensionatszeiten und sinnt auf Lösungen für ihren Wissensdrang zusammen mit zwei Freundinnen und einigen Experimenten.
Effi liest ist eine zauberhafte Liebes- und Emanzipationsgeschichte in einem, mit einigen Ausflügen in die Kenntniswelt von Medizin und Psychoanalyse(Freud spielt eine Nebenrolle) des endenden 19. Jahrhunderts. Es hat mir wieder einmal bewusst gemacht, wie glücklich ich sein kann im endenden 20. Jahrhundert geboren worden zu sein – auch wenn bis zu einer vollendeten Emanzipation noch ein langer Weg gegangen werden muss. Effi ist eine Heldin nach meinem Geschmack: schlau, lustig, zielstrebig, unbeirrbar und behaftet mit Stolz & Vorurteil ;-). Kaufempfehlung!
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