
Amor Towles
Lincoln Highway
Der Lincoln Highway führt einmal quer durch die USA von New York bis nach Kalifornien und ist die erste Autobahn der USA. In zehn Tagen fahren wir auf ihm entlang und erleben den Alltag mitten im Abenteuer von vier vaterlosen Jungs mit. Billy und Emmett, Brüder, die gerade ihren Vater verloren haben, möchten ihre Mutter finden, die vor Jahren einfach verschwand und als einziges Lebenszeichen Postkarten vom Lincoln Highway schickte. Duchess und Woolly schließen sich an, sie möchten in den Norden von New York, um dort Woollys Erbe an sich zu nehmen und ein neues Leben zu beginnen. Und so beginnt eine Fahrt in einem alten Studebaker mit vielen Irrungen, kleinen Wundern, Begegnungen und immer wieder der Frage, was für ein Mensch die Jungs sein möchten – und wer sie sind, wenn schwere, große Entscheidungen getroffen werden.
Es gibt Chaos, Liebe, Gewalt, Einblicke in ganz verschiedene Lebenswelten und ein offenes Ende. Amor Towles beschönigt nichts, macht seine Protagonisten nicht besser, als sie sind. Keine große Heldenreise wird auf dem Lincoln Highway begangen, sondern ein Roadtrip in einer gefährlichen Welt von vier jungen Männern, die jeder auf seine Art schwer tragen an Zielen und Vergangenheit.
Ganz ohne Bewertung durch den Erzähler geschrieben, hat mich Lincoln Highway als Charakterzeugnis begeistert. Neulich wurde ich gefragt, in welchem Genre Amor Towles schreibt – und konnte es nicht beantworten. Stattdessen habe ich erzählt, was mich an seinen Büchern fasziniert: kleine Szenen werden so genau beobachtet, dass das Besondere im Alltäglichen hervortritt und Menschen werden ganz nah, die von unserer Lebenswelt weit entfernt sind.
1 comment on “Amor Towles: Lincoln Highway”