Julia Navarro:
Alles, was die Zeit vergisst
Anlass: Die Besprechung auf der Rückseite kündigt eine Jahrhundertsaga im Stil von Isabel Allende an und ich liebe epochale Familiengeschichten.
Inhalt: Der glücklose Journalist Guillermo erhält von seiner Tante den Auftrag, die Lebensgeschichte seiner Urgroßmutter Amelia herauszufinden und aufzuschreiben. Diese verschwand im Madrid der 1930er Jahre anscheinend spurlos und verließ Mann und Kind. Er beginnt zu recherchieren und stellt fest, dass eine Familie des Mädchennamens von Amelia noch heute in Madrid lebt und sie kannte. Dort wird er mit ersten Informationen versorgt und auf eine Schnitzeljagd durch die ganze Welt geschickt, denn seine Urgroßmutter war nicht die zarte Dame und Tochter aus höherem Haus, für die er sie hielt. Er verfolgt ihre Geschichte bis November 1989 in Ostberlin und kehrt zurück nach Madrid, wo ihn eine unglaubliche Überraschung erwartet. Es gibt Mord, Spionage, Vergewaltigung, Kriegswirren und unglaublich viele Geheimnisse zu entdecken. Manchmal habe ich mich gefühlt wie in „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ nur in realistisch, blutig und echt. Und Amelia ist eine wirklich tolle Frauenfigur, vor der ich mich verneige.
Meinung: Lasst euch nicht abschrecken von den fast 1000 Seiten – es lohnt sich! Mir wurde selten so plastisch Geschichte nahegebracht und man lernt einiges über Spaniens Erfahrungen der letzten 80 Jahre. Wusstet ihr, wie Franco an die Macht kam? Oder mehr über Guernica als den Bildtitel von Picasso? Ich leider vor diesem Buch nicht.
Für wen: Jeden, der starke Heldinnen mag und nichts dagegen hat, nebenbei zu lernen. Okay, geliebt wird auch auf einigen Seiten, es gibt also auch was fürs Herz.