Lily Brett: Zu viele Männer
*Anzeige, da Roman und Kinotickets bereitgestellt wurden
Wart ihr auch als Jugendliche in einem Konzentrationslager im Rahmen des Geschichtsunterrichts? Ich war mit 16 in Buchenwald und erinnere mich an eisigen Wind, viel Grau und tiefes Schweigen.
Ruth Rothwax, die Hauptfigur in Zu viele Männer, fährt mit ihrem Vater Edek nach Polen nach dem Fall der Mauer. Edek und Ruths Mutter Rooshka waren in Auschwitz und Birkenau inhaftiert und wären beinahe dort gestorben. Die gemeinsame Reise von Vater und Tochter soll Wurzeln wiederfinden und zur gemeinsamen Erinnerung beitragen. Während es von Warschau über Lodz nach Krakau geht, wird immer klarer, wie wenige Juden es heute noch in Polen gibt – und wie wenig Polen an sie erinnern will. Immer wieder stoßen Vater und Tochter auf gelebten Antisemtismus, der auch als Leserin schwer zu ertragen ist. Während Edek viel nicht mehr sehen will, ist Ruth umso mehr daran interessiert, Lücken in Geschichte zu füllen.
Dabei gleitet Ruth immer wieder in Gespräche mit Rudolf Höß ab, dem Kommandanten von Auschwitz, der telepathisch Kontakt mit ihr aufnimmt. Diese Gespräche haben brutale Inhalte, aber auch komisch in ihrer Skurrilität.
Überhaupt ist Zu viele Männer oft komisch, manchmal tragisch und bewahrt so die Geschichte davor, ins Sentimentale abzugleiten. Die wachsende Vater-Tochter-Beziehung ist dabei definitiv ein großes Plus. Endlich reden die Beiden, haben Verständnis und sorgen sich umeinander.
Trotz dieser Momente ist der Roman über die polnisch-jüdische Geschichte während des Dritten Reichs hart im Magen liegend und braucht viele Blicke aus dem Fenster, vor allem vor dem Hintergrund der gerade herrschenden politischen Situation.
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