Dennis Kornblum:
Die goldene Ananas
Elias ist 26, als er von einem Wohnheim für psychisch Kranke in eine kleine Wohnung zieht und eigenständig leben lernen soll. Seit seinem 21. Lebensjahr lebte er in einer sicheren Gemeinschaft, darin sicher aufgehoben, mit der Diagnose Asperger-Syndrom und Betreuern, die mit seiner Einschränkung umgehen konnten.
Nun bekommt er zwar noch Besuch von einer Betreuerin, kann und soll aber sein Leben selbst organisieren. Sein Tagesablauf ist strikt und er reagiert irritiert auf jegliche Veränderungen, Abweichungen oder neue Dinge. Im Kontakt mit seinen Nachbarn lernt er mehr über das Leben, über Erwartungen an jemanden seines Alters, über alltägliche Gedanken und vieles – für ihn komplexes, neues – mehr
In Die goldene Ananas wird beschrieben, wie der Alltag für einen Asperger-Autisten ist. Er beobachtet, bewertet und lebt anders, vorsichtiger, als ich es von meinem Denken gewohnt bin. Aber gerade diese genau mitgeteilte Andersartigkeit wirbt meiner Meinung nach um Verständnis. Was für mich eine ganz normale Verspätung und minimal ärgerlich ist, wird hier zu einem zerstörenden Moment für den ganzen Tagesplan. Jede Frage ist eine Irritation mit Fallencharakter, jede Einladung beeinträchtigt den nächsten Zeitabschnitt, für den es ein Konzept gibt, das sich jeden Tag wiederholt.
Da der Autor, Dennis Kornblum, selber Asperger-Autist ist, ist diese Offenlegung des Innenlebens von Elias um so glaubwürdiger und echter für mich gewesen. Meiner Meinung nach ist Die goldene Ananas ein wichtiger Beitrag in der „own voice“ Debatte – ein Roman, der zeigt, wie es ist, wenn wir nicht über Menschen mit Einschränkungen sprechen, sondern mit ihnen.