Veikko Bartel: Mörderinnen. Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers
Veikko Bartel:
Mörderinnen. Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers
Anlass: Ich mag Ferdinand von Schirach und seine klugen Justiz- und Fallbetrachtungen sehr gerne für ihre nüchterne Sprache und das kluge Beobachten. Die Neuerscheinung des mosaik Verlags von Veikko Bartel klang sehr ähnlich, also musste ich es direkt nach Erscheinen lesen.
Inhalt: Veikko Bartel beschreibt reale Mordfälle und ihre Täterinnen ungeschönt und menschlich: von der Verzweifelten, zur absoluten Verdrängerin, die Psychopathin, die Soziopathin, die Sadistin. Und er lässt nichts aus von ihren Empfindungen, ihren Geschichten und dem, was sie ihm erzählten bis auf die realen Namen. Denn für ihn gilt die Maxime: er verteidigt nicht die Tat, sondern den Täter. Dass diese Frauen furchtbare Dinge taten, ist für ihn unbestritten – nur möchte er nicht auf sie zeigen und Mörderin! schreien, sondern den Weg zur Tat, ihre Geschichte erzählen. Und das tut er so, dass mir ganz anders wurde. Nicht wegen der blutigen Taten, die habe ich vertragen. es ging mir vielmehr im Hirn herum, was die Frauen ertrugen, bis geschah, was eben geschah.
Meinung: Veikko Bartel ist nicht kühl und distanziert, er will verstehen, begreifen und wirbt auch beim Leser dafür. Ich musste meine doch vorhandene Sensationsgier und die Schlagzeilen im Kopf ausblenden, um mich darauf einzulassen, was mir anfangs ehrlich schwer fiel. Dann aber entwickelte ich zumindest bei einer der vorgestellten Damen wirkliches Mitgefühl, wurde wütend auf eine andere und bekam bei Nummer drei den Mund nicht mehr zu aufgrund ihrer Kaltblütigkeit(geboren aus dem unbedingten Willen für ein besseres Leben).
Für wen: Die, denen von Schirach zu kühl war und die mehr Innensicht wünschen.
