Andreas Wassner:
Der kleine Prinz wird erwachsen
Anlass: Der Autor hat mich angeschrieben, dass er neugierig auf die Meinung meines kritischen Geistes zu seinem Erstling wäre und ich habe gerne zugesagt, sein Buch zu lesen(den kleinen Prinzen liebe ich nämlich sehr)
Inhalt: Der kleine Prinz trifft seinen Erfinder wieder und ist herangereift-nicht nur optisch, als sie sich gemeinsam auf einem Asteroiden niederlassen und die heutige Welt betrachten. Der Prinz ist desillusioniert von den großen Leuten, aber versucht immer noch Lebensmut und Zuspruch zu spenden. Aber er hat gelernt zu sprechen und nicht nur Fragen zu stellen über Erziehung, Schule, Bildung an sich, Kriege, Wirtschaft und alles, was gerade auf unserem Planeten aus seiner Sicht schief läuft. Der Erzähler ist nun eher ruhiger Beobachter und mit-Kommentator als dass er die Geschichte durch Bewegung vorantreibt beim Original und nachsichtiger, ruhiger. Auch das Schaf taucht auf aus dem Original und es finden sich schöne Illustrationen.
Meinung: Es ist ein schönes, ruhiges, kleines Buch – aber mir geht der Zauber von Saint-Exupéry ab. Das „sich vertraut machen“ mit dem Fuchs, die Rose, die um ihrer selbst willen geliebt wurde, die Schlange, die den Elefanten gefressen hatte – das ist mir unauslöschlich im Gedächtnis. Auch bei Wassner gibt es die Empörung des kleinen Prinzen und seine Verwirrung über die großen Leute, aber es war mir zu konkret am Beispiel, nicht so abstrakt-nachdenklich. Vielleicht wäre die Originalfigur heute so und hätte den Nimbus der Unschuld verloren- ich weiß es nicht. Aber mir bleibt es lieber so in Erinnerung, als das ich den Annäherungsprozess des Fuchses mit Internetdating vergleiche.
Für wen: Die, denen das Original zu wenig greifbar war.