wir haben uns ja zu Beginn unseres Kennenlernens auch über deine Ausbildung
als Kosmetikerin und Fachfrau für Stilfragen unterhalten – wie bist du zum
Bloggen über Mode, Schnittechnik und Farbe gekommen?
Ich bin ja 1968 geboren und habe somit die 80ziger prägend miterlebt. Dazu gehörte unbedingt das Dauerstricken. Das verlor sich mit dem Einstieg ins Berufsleben; vor allem auf dem Kreuzfahrtschiff und später als Chefin einer Schönheitsfarm hatte ich dafür keine Zeit mehr. So weit, so üblich. Und wie viele andere fiel mir die Strickerei wieder ein, als mein erstes Kind auf die Welt kam. Das übrigens nur drei Pullis bekam – ich habe viel lieber für mich selbst gestrickt. Ganz bald kam ich auf eine zweite Uraltliebe zurück: Die Mode der Zwanziger bis Vierziger Jahre. In denen sehr viel gestrickt wurde und die uns unendlich viele Anleitungen zurückließen. Nach denen nun ich strickte. Und zu denen ich passende Röcke wollte, die es nirgendwo gab. Also lernte ich nähen.
Störte mich an den Ergebnissen, an meinen Hüften, an so ziemlich allem eigentlich. Deshalb brachte ich mir die Schnittkonstruktion für den Hausgebrauch bei. Was wiederum sehr typisch für die Zeit von 1918-1958 war.
Das Bloggen selbst entstand aus dem Wunsch nach Austausch mit anderen Strickerinnen, die es in meinem RL-Umfeld nicht gab. Und aus dem Gefühl der Verpflichtung, das, was ich kostenlos von anderen hatte herunterladen dürfen, im Endergebnis zu zeigen. Die Themen entwickelten sich mit, bis ich irgendwann auch von allem anderen schrieb, was mich interessierte: Alltag, Feminismus, Persönliches, Farbberatung, Selbstbewusstsein, Geschichte – also alles sehr bunt.
Nur im Moment bin ich leider eintönig und still auf dem Blog, denn ich finde kaum noch die Zeit, auch dort zu schreiben. Sehr schade eigentlich.
Und wie entstand deine erste Verlagskooperation zur Mode?
Der Frechverlag hat mich angeschrieben und ich dachte zunächst, es sei mal wieder eine Werbeanfrage, die zu der Zeit zehnmal täglich eintrudelte. Zum Glück habe ich dennoch rein gelesen und mich unglaublich gefreut. Ohne dieses Angebot und die Erfahrung hätte ich vermutlich noch einmal zehn Jahre gewartet, bevor ich mich an meine eigentliche Idee begeben hätte.
Wie kam dann der Spagat zum Krimi mit modischen Einflüssen (eines der Kleider
aus Band 1 wollte ich ja am liebsten in meinen Schrank hängen)?
Emma war ja schon lange vor dem Blog in meinem Kopf. Und heute denke ich, es ist auch gut, dass ich sie so lange mit mir herumgetragen habe – ich kenne sie mittlerweile sehr gut. Auch das Bloggen in den letzten zehn Jahren hat mir geholfen, als ich mich nun ernsthaft an die Arbeit machte.
Im Grunde versuche ich die modischen Einflüsse gering zu halten – zu viele Krimis, die in den Zwanzigern und Dreißigern spielen, listen seitenlang auf, wer was wann wie und warum getragen hat. Aber das alleine ist ja nicht ausreichend für die richtige Stimmung, für die Atmosphäre. Es gehört dazu, immer mal wieder. Kriminalromane sind es übrigens deshalb geworden, weil mir von Anfang an eine Serie vorschwebte, die Emmas Lebensweg eine Zeitlang begleitet. Und der Krimi bot mir genau den Rahmen, der mir passend erschien.
Wie ist Emma in deinem Kopf entstanden und wer sind ihre Vorbilder?
Das ist eine wirklich schwierige Frage. Sicherlich spielen meine Liebe zur Kriminalliteratur dieser Zeit eine Rolle – Agatha Christie, Josephine Tey, Patricia Wentworth, Margery Allingham lese ich nach wie vor mit wohliger Wonne und grauligem Genuss. Aber es sind nicht nur diese Krimiköniginnen, die mich beeinflusst haben – von Jane Austen bis zu Elizabeth von Arnim sind es überwiegend Autorinnen, die mich prägten und damit Emma, die in Teilen meinem eigenen, jungen Ich ähnelt. In wenigen Teilen wohl nur, doch in wesentlichen.
Emma entwickelt sich ja langsam hin zu einer selbstsichereren Frau – wie meinst
du, beeinflusst ihr Umfeld und ihre neue Kleidung sie dabei?
Sehr. Ich denke mir Emma durchaus beeinflussbar, aber eben nur dort, wo sie selbst auf der Suche ist. Im dritten Band, an dem ich gerade arbeite, gönne ich ihr eine Chefin, für die sie regelrecht schwärmt und der für sie der Inbegriff der „Neuen Frau“ ist. Ich kann Emma so gerade noch davon abhalten, auf jeder Seite zu beteuern, sie wolle werden wie sie, wenn sie erst einmal groß ist. Was die Kleidung anbelangt, so ist das eine Erfahrung, die ich sehr oft gemacht habe, ob an mir selbst oder an anderen: Wenn auch das Äußere nicht das wichtigste Kriterium ist, was den Menschen ausmacht, so ist es eben doch das, was uns für andere von anderen unterscheidet, was wir als erstes wahrnehmen. Viele Frauen haben ein sehr verdrehtes Bild vom eigenen Selbst, meist ein negativeres als dasjenige, das andere wahrnehmen. Und da greift Kleidung und/oder die richtige Beratung ein. Dabei geht es nicht um Selbstoptimierung oder den Zwang zur Schönheit, sondern darum, sich einmal ohne die eigenen Vorurteile zu betrachten. Dieser Moment, in dem man sich als fremde Frau wahrnimmt, die man selbst gerne wäre – der kann eine Menge auslösen. Darüber könnte ich nun seitenweise schreiben und Beispiele geben, aber das führt wohl zu weit.
Zum Abschluss: an wen denkst du, wer soll deine Leserin sein? Wen wünschst du
dir für Emma?
Ich habe mich zunächst an das gehalten, was jeder Schreibratgeber rät – wenigstens eines, in dem sich alle einig zu sein scheinen. Schreibe, was du selbst gerne lesen möchtest. Das habe ich getan. Ich habe eine weibliche Hauptfigur gewählt, die eben nicht tough und cool und abgeklärt alles und jedes im Handumdrehen erledigt. Sondern eine, die viele Frauen besser kennen.
Aber dann, nach den ersten Seiten, kam auch schnell eine Vision von der „idealen“ Leserin hoch. So ziemlich jede Frau, die ich kennengelernt habe, floss irgendwie mit hinein in die Geschichte. Und jede gab DER Leserin etwas mit:
Sie ist in erster Linie natürlich eine, die wirklich und wahrhaftig gerne liest. Lesen,um zu lesen und nicht lesen, um schnell unterhalten zu werden. Ich lese meine Texte mindestens fünfmal laut vor im Laufe des Schreibens und versuche dadurch, vorlesbare Melodien zu schaffen. Für mich stehen Sprache und Inhalt gleichberechtigt nebeneinander und ich hoffe, dem Anspruch auch mit jedem Buch gerechter zu werden.
Darüber hinaus ist meine Leserin natürlich in jeder Hinsicht perfekt: Sie hat Humor, ist feinsinnig, empathisch, temperamentvoll, gerecht, liebenswürdig, charmant und überhaupt rundum entzückend. Bislang kann ich sagen: Ja, stimmt,genau so sind sie alle.
Und das wünsche ich mir für Emma und von Emma auch.
Und nun zum Gewinnspiel: seid ihr neugierig geworden und möchtet mehr von Emma? Dann kommentiert hier mit Band 1, wenn ihr den 1. Band noch nicht kennt oder mit Band 2, wenn ihr den zweiten Teil gewinnen wollt. Das Gewinnspiel läuft ab jetzt 7 Tage bis zum 13.01.2018 23:59 Uhr. Ich lose dann aus und gebe die Mail der Gewinnerin an Andrea, die sich dann melden wird.
65 comments on “Interview mit Andrea Instone – der Autorin der Emma Krimis – mit Gewinnspiel”