Leon Sachs lebt und arbeitet als Autor und Journalist in Köln. Der 1982 geborene Rheinländer studierte in Fribourg Medienwissenschaften und erwarb ein Diplom der Durham University in Religion und Theologie.
Als Teil der Blogtour zum Thriller durfte ich Leon Sachs zu seinem Erstling „Falsche Haut“ interviewen und war dementsprechend etwas nervös vor dem Gespräch – mein erstes Autoreninterview. Also quasi eine Doppelpremiere für uns beide!
Leon, viele gerade 2016 und 2017 erschienene Thriller beschäftigen sich mit dystopischen Ansätzen und denken in die Zukunft: perfekte Kinder durch DNA-Wunschzusammenstellungen, die optimierteste Werbung, um unsere politischen Überzeugungen, unsere Wertvorstellungen oder unseren BMI so hinzubiegen, wie es den Marktführern gefällt etc.. Du hast dir als Schauplatz das heutige Frankreich ausgesucht und einen Plot aufgesetzt, der in die Vergangenheit weist, seinen Ursprung in Verschwörungen aus dem 2. Weltkrieg hat – warum so und nicht anders?
Es stimmt, ich blicke mit „Falsche Haut“ in Frankreichs jüngere Geschichte zurück. Aber das bedeutet ja nicht, dass der Rückblick nichts mit der Gegenwart oder der Zukunft zu tun hat. Wenn wir uns anschauen, wie der rechtsextreme Front National mit Marine Le Pen heute agiert, fragen sich viele Menschen, wie sich diese Partei finanziert, wo sie herkommt und ob man vor ihr in Zukunft Angst haben sollte. Und siehe da, wir finden ihre Ursprünge in dem, worauf „Falsche Haut“ basiert: auf der Frage, ob es in Frankreich rechtsgerichtete Kräfte gibt, die ihr Geld im Zweiten Weltkrieg gemacht haben und heute als geheime Organisation in Wirtschaft und Politik an einigen Strippen ziehen. Mit den „Wächtern“ agiert in „Falsche Haut“ ein Geheimbund, der so oder so ähnlich heute tatsächlich existieren könnte.
Ich war selber als Jugendliche Austauschschülerin in Frankreich und das Geschichtsbewusstsein beziehungsweise der Nationalstolz, was vor allem die Resistance angeht, ist schon merklich verschieden von der deutschen Sichtweise – trotz der Kollaboration des größten Teils des Landes. Welche Bindung hast du an dieses Land?
Bei aller Kritik an Frankreich, die in „Falsche Haut“ mitschwingt, bin ich ein großer Frankreich-Liebhaber. Die Sprache, die Geschichte, die Natur, das Essen, die Menschen – ich reise seit vielen Jahren regelmäßig und ausgiebig durch dieses tolle Land. Angefangen hat es mit einem dreimonatigen Aufenthalt in Paris 2004. Aber Paris ist nicht Frankreich. Deswegen war für mich klar, dass ich immer wiederkommen und andere Flecke bereisen würde. In dieser Zeit habe ich viel von Frankreich gesehen, und vielleicht fällt es mir auch deswegen so schwer zu akzeptieren, wie diese stolze Nation mit ihrer Geschichte umgeht. Man will einerseits ein weltoffenes, prägendes und einflussreiches Land sein. Andererseits schottet man sich ab, lebt einen in vielen Teilen des Landes offen ausgetragenen Nationalismus. Frankreich ist in vielerlei Hinsicht widersprüchlich und gibt deswegen auch einen tollen Ort für Verschwörungen und Thriller ab.
Wie hast du recherchiert? Vieles über zum Beispiel jüdische Begräbnisse habe ich erst durch dein Buch gelernt und bin immer angetan, wenn ich aus einem Buch mehr als den Augenblick des Lesens mitnehmen kann.
Es freut mich, wenn „Falsche Haut“ nicht nur unterhält und man es dann zur Seite legt und alles wieder vergisst. Das wünscht sich jeder Autor, denke ich. Die Recherchen liefen über mehrere Jahre. Einerseits, weil ich Religion und Theologie studiert habe. Dann, weil ich selbst Jude bin und Geschichten aus meiner Familie habe mit einfließen lassen. Und schließlich die Recherchen vor Ort: Jeder Leser kann sicher sein, dass ich an allen Schauplätzen mehrere Male war und sich bis auf wenige Freiheiten, die ich mir genommen habe, alles so wiederfinden lässt, wie es beschrieben ist. Aber das Wichtigste ist, dass die historischen Fakten stimmen. Dass in Frankreich wirklich darüber diskutiert wird, ob es eine Organisation wie die „Wächter“ geben könnte. Dass es viele Streitgespräche gibt, wie Frankreich mit seiner Geschichte umgehen soll. Dass der Begriff „Kollaborateur“ sich genau deswegen ins Negative verdreht hat, weil damals viele Menschen vom Krieg aktiv profitieren wollten. Und natürlich, dass der Wein in Frankreich mehr ist als nur ein Getränk. Er ist ein Symbol des Landes, ein Sinnbild für die Geschichte mit all ihren Widersprüchen.
– klickt auf die Links und beantwortet die jeweilige Tagesfrage -die Teilnahme ist bis einschließlich 23.7.2017 möglich, am 24.7. folgt die Gewinnerbekanntgabe.
Für jede beantwortete Frage kann man sich ein Los für den Lostopf sichern. Also kann man bis zu 5 Lose sammeln und seine Gewinnchancen erhöhen.
Teilnahmebedingungen hier
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